Tarifbildung im Handwerk – was ist das?

Steven Miller
Steven Miller
Tarifbildung im Handwerk – was ist das?

Hast du dich schon einmal gefragt, wie die Gehälter in den verschiedenen Branchen zustande kommen? Die Tarifbildung in Deutschland ist ein zentrales Instrument zur Festlegung von Löhnen, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen. Durch Tarifverträge, die zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden verhandelt werden, profitierst sowohl du  - als Arbeitnehmer - als auch Unternehmen von klaren Regelungen zu Gehalt, Arbeitszeiten und weiteren Arbeitsbedingungen. Dabei gibt es verschiedene Arten von Tarifverträgen, die in der Regel entweder für ganze Branchen oder Regionen gelten. Doch was genau bedeutet das für dich als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber im Handwerk?

Was ist die Tarifbildung in Deutschland?

Die Tarifbildung beschreibt den Prozess, bei dem Arbeitgeber und Gewerkschaften Lohn- und Arbeitsbedingungen in Tarifverträgen aushandeln. Gewerkschaften vertreten dabei die Interessen der Arbeitnehmer, während die Arbeitgeberverbände die Perspektive der Unternehmen einbringen. Der daraus resultierende Tarifvertrag regelt verbindlich wichtige Punkte wie Mindestlöhne, Arbeitszeiten und Urlaubstage.

Ein Tarifvertrag gilt nicht automatisch für jeden Arbeiter und Unternehmen. Wenn der Arbeitgeber Teil einer tarifgebundenen Branche ist und einem tarifgebundenen Verband angehört, kann der Tarifvertrag explizit im Arbeitsvertrag festgelegt werden. Arbeitnehmer können auch individuell entscheiden, ob sie sich für den Tarifvertrag entscheiden oder nicht – das bedeutet, du kannst dich theoretisch dafür entscheiden, außerhalb der Tarifbindung zu arbeiten und mit deinem Arbeitgeber selber Gehalt, Arbeitszeiten und sonstige Konditionen auszuhandeln.

Für wen gilt die Tarifbildung in Deutschland?

Ein Tarifvertrag gilt grundsätzlich für Arbeitnehmer, deren Unternehmen einem entsprechenden Arbeitgeberverband angehört oder die selbst Mitglied in einer Gewerkschaft sind. In vielen Branchen – besonders in den großen industriellen Sektoren, aber auch im Handwerk – ist die Tarifbindung weit verbreitet. Dabei bringt sie zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Transparenz: Ein klar geregeltes Gehalt, das nicht nur für dein Unternehmen, sondern für alle Unternehmen, die unter denselben Tarifvertrag fallen, gilt.
  • Weniger Verhandlungen auf individueller Ebene: Du musst nicht für jede Gehaltserhöhung oder Änderung deiner Arbeitsbedingungen kämpfen – diese passen sich automatisch an die Regelungen des Tarifvertrags an.
  • Schutz durch Gewerkschaften: Als Gewerkschaftsmitglied profitierst du nicht nur von kollektiven Verhandlungen, sondern hast auch eine starke Organisation im Rücken, die dich bei Konflikten unterstützen kann.

Die Tarifbildung hat sehr großen Einfluss auf die Gehaltsunterschiede. So verdienst du durchschnittlich 11% mehr Lohn in tarifgebundenen Unternehmen (laut verdi.de), als LKW-Fahrer in der IG Bau verdienst du sogar ganze 900 Euro mehr als deine Kollegen in deutschlandweiten Durchschnitt (wsi.de und Stepstone). Mehr Informationen zu den verschiedenen Tarifvergütungen nach Berufsgruppe findest du auf wsi.de.
So sichern dir Gewerkschaften und Tarifverträge nicht nur faire, transparente Arbeitsbedingungen, sondern auch einen zukunftssicheren, wettbewerbsfähigen Lohn in deiner Region. Mehr Informationen zu den Gehältern in den verschiedenen deutschen Städten, wie zum Beispiel das Durchschnittsgehalt in München oder in der Hansestadt Hamburg, erhältst du auf unserer Webseite.  

Tarifbildung im Handwerk – was ist das

Tarifbildung im Handwerk

Auch im Handwerk spielt die Tarifbildung eine zentrale Rolle, da sie vor allem für kleinere Betriebe und spezialisierte Fachkräfte Sicherheit und faire Arbeitsbedingungen schafft. In Handwerksberufen, wie zum Beispiel in den Bereichen Bau, Metall und Elektro, sind Tarifverträge weit verbreitet und stark verankert. Rund 42 % aller Beschäftigten im Handwerk waren 2022 in einem tarifgebundenen Handwerksbetrieb beschäftigt, laut dem Statistischen Bundesamt. 

Ob und welche Gewerkschaft für deinen Beruf zuständig ist, kannst du zum bei der offizielllen Webseite des Deutschen Gewerkschaftsbunds nachschauen. Mehr Informationen erhältst du dann auf der Webseite der jeweiligen Gewerkschaften, zum Beispiel ist für viele handwerklichen Berufe die IG Metall zuständig. 

Diese Verträge bieten den Arbeitnehmern eine feste Grundlage, die nicht nur das Gehalt, sondern auch Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen und Zusatzleistungen wie Sonderzahlungen oder Überstundenausgleich klar regelt. Dies sorgt für stabile Arbeitsverhältnisse und Wettbewerbsverhältnisse und ermöglicht sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern, langfristig zu planen und sich auf festgelegte Strukturen zu verlassen. Für Arbeitnehmer im Handwerk bedeutet das oft, dass sie sich um viele vertragliche Details nicht einzeln kümmern müssen, da die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände diese Punkte verhandeln und anpassen.

Besonders hervorzuheben ist, dass die Tarifverträge im Handwerk oft auf regionaler Ebene verhandelt werden und deshalb nach Bundesland oder Stadt unterschiedlich ausfallen können. Das bedeutet, dass die Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen stark von der jeweiligen Region abhängen. In südlichen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg sind die Löhne im Handwerk beispielsweise oft höher als in nördlichen oder östlichen Regionen Deutschlands. Die Anzahl an tarifgebundenen Unternehmen ist auch im Westen um einiges höher, mit dem Saarland und Bremen an der Spitze (Statistisches Bundesamt). 

Diese regionalen Unterschiede spiegeln sich in den Lebenshaltungskosten und der Nachfrage nach Fachkräften wider. Gleichzeitig bedeutet das für Arbeitnehmer, dass ein Umzug in eine andere Region auch neue finanzielle Perspektiven bieten kann. Daher ist können wir dir raten, sich nicht nur über die Berufe, sondern auch über die regionalen Gegebenheiten im Handwerk zu informieren.

Besonders für die Entscheidung von Ausländern, wo sie sich in Deutschland niederlassen wollen, sind Informationen über die erwarteten Gehälter extrem wichtig. Für mehr Informationen, wie Einwanderung nach Deutschland gelingt und du schnell einen Job in Deutschland findest, werfe einen Blick auf unseren Artikel über Jobs in Deutschland als Ausländer.

Bestbezahlte Jobs im Handwerk

Das Handwerk bietet eine Vielzahl gut bezahlter Berufe, die oft durch Tarifverträge besonders attraktive Gehälter sichern. Zu den am besten bezahlten Jobs im Handwerk gehören:

  • Elektroniker und Mechatroniker: Dank spezialisierter Fähigkeiten und hoher Nachfrage gehören diese Berufe zu den bestbezahlten.
  • Maurer und Zimmerer: Insbesondere in der Bauindustrie sind die Löhne aufgrund des Fachkräftemangels gestiegen.
  • Kfz-Mechatroniker: Mit zunehmender Technologisierung und Spezialisierung im Automobilsektor bieten auch diese Berufe gute Verdienstmöglichkeiten. Hier bezahlen auch Unternehmen oft Gehälter über dem Tarifvertrag.

Tarifverträge sorgen dafür, dass diese Berufe in der Regel an faire Lohnstrukturen gebunden sind, was eine sichere Grundlage für deine Karriere im Handwerk schafft.

Gute Handwerksberufe in Deutschland finden

Die Tarifbildung in Deutschland bietet dir als Arbeitnehmer viele Vorteile: Sie schafft Transparenz bei Gehältern, bietet Schutz durch Gewerkschaften und erleichtert dir den Arbeitsalltag, da du dich nicht ständig um individuelle Verhandlungen kümmern musst. Besonders im Handwerk sorgt die Tarifbindung für stabile und sichere Arbeitsverhältnisse.

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